Guten Tag,
mein Mann und ich haben einen im Sep. 21 geborenen, liebevollen 3 Jährigen. Unser Hauptthema seit der Geburt ist der Schlaf unseres Sohnes. Er schläft seit Geburt an sehr wenig für sein Alter. Um einen Einblick zu erhalten, hole ich etwas aus.
Als Neugeborener schlief er etwa alle 4 Stunden für etwa eine halbe Stunde. So kam er mit zwei Monaten auf etwa knappe 14 Stunden Schlaf am Tag. Andere Babys in dem Alter schliefen spätestens alle 3 Stunden. Und kamen so auf 16-17 Stunden. Mit einem Jahr schlief unser Sohn etwa 9 Stunden nachts (von 21 Uhr bis 6 Uhr) und machte mittags 1,5 - 2h Mittagsschlaf. Also kam er als einjähriger so auf knappe 11 Stunden Schlaf/Tag. Jetzt ist er fast 3 Jahre alt. Nächsten Monat hat er Geburtstag. Mittlerweile schläft er nachts 10 Stunden ( 21 Uhr - 7:00 Uhr) macht dafür aber keinen Mittagsschlaf mehr. Seit kurzem ist er im Kindergarten, der bei uns ab 2 3/4 besucht werden darf. Im Kindergarten müssen alle Kinder eine Mittagsruhe von 13:00-14:00 Uhr halten. Unser Sohn schläft mittags während dieser Mittagsruhe täglich ein. Die Erzieherinnen wecken die Kinder erst gegen 14:30 Uhr. Das bedeutet, dass er nun mittags jeweils 1,5h schläft. Seit er diesen Mittagsschlaf wieder macht, geht er abends erst gegen 22:30 Uhr ins Bett und wird auch erst um diese Uhrzeit müde.
Unser Sohn war und ist tagsüber immer wach, konzentriert, verspielt, gut gelaunt und er wirkt über den Tag völlig ausgeglichen. Daher bin ich fest überzeugt, dass er grundlegend einfach wenig Schlaf benötigt, um fit zu sein. Mein Mann benötigt auch wenig Schlaf, 6 Stunden reichen ihm in der Regel aus, um sich gut zu fühlen.
Jetzt zu meinem Thema: Ich selbst bin jemand, der viel mehr Schlaf benötigt. Ich brauche mindestens 8 Stunden pro Nacht, manchmal eher 9 Stunden.
Dadurch, dass mein Sohn nun so spät müde wird, kann ich zum einen selbst nicht mehr um 22:00 Uhr ins Bett gehen, sondern muss wach bleiben, bis er schlafen geht. In der Regel stehe ich um 6:00 Uhr auf, dusche, richte das Frühstück, packe Vesper und wecke dann gegen 6:45 Uhr meinen Sohn. Dann kuscheln wir bis 7:00 Uhr und dann steht er auf.
Der Schlafmangel zehrt sehr an meinen Kräften. Gleichzeitig mit meinem Sohn aufstehen, will ich aber nicht, da ich morgens duschen möchte und auch mal ein paar Minuten am Tag für mich brauche.
An den Abenden stört mich, dass ich nun gar keine Zeit mehr mit einem Mann allein verbringen kann. Insgesamt macht mich die Situation grade wütend und ich brauche dringend eine Lösung, die für mich auch gut ist. Vor dem Kindergarten hatten mein Mann und ich zumindestens eine Stunde von 21:00-22:00 Uhr. Das war nicht viel aber wenigstens etwas.
Mein Problem ist der Mittagsschlaf im Kindergarten. Wir wohnen auf dem Land, es gibt hier keine Möglichkeit, den Kindergarten (bzw. das Schlafkonzept) zu wechseln. Ich verstehe die Erzieherinnen auch, dass diese auch eine "Pause" brauchen.
Finanziell brauchen mein Mann und ich unsere Jobs. Das Kind zu Hause selbst betreuen, weil es dann keinen Mittagsschlaf macht, geht also nicht.
Haben Sie einen Tipp für mich, wie ich mit der Situation umgehen kann?
Hallo Anouk,
vielen Dank für Ihre ausführlichen Informationen.
Ihr Sohn braucht abends eine ganze Weile, um in den Schlaf zu finden. Selbst mit einer regelmäßigen und ruhigen Abendroutine, scheint er im Bett noch eine ganze Weile zu brauchen, um runter zu fahren. Sie beschreiben, dass er früher mit dem Arm, heute mit dem Bein hin und her "pendelt"/scheibenwischt. Es gibt Babys/Kinder, die - wie sie auch vermuten - solche hin und her Bewegungen nutzen, um sich runter zu fahren. Manche wackeln mit dem Kopf, oder sogar mit dem Körper hin und her. Oft verwächst sich dieses Verhalten mit der Zeit, es gibt aber auch Erwachsene, die noch Kopfschaukeln zum Einschlafen. Fordert Ihr Sohn, Ihre Präsenz ein, in dieser "Scheibenwischer"-Phase? Oder wäre es unter Umständen möglich, dass er sich alleine in den Schlaf "wischert", vielleicht mit einem Nachtlicht und/oder Schlafliedern (ab Kasette, CD, TonieBox)? Manche Kinder lassen sich auch von so genannten "white noise" Geräuschen gut beruhigen, es gibt auch Kuscheltiere, die z.B. auf Druck, ein leises Rauschen produzieren. Es gibt aber auch einfach Kinder, die für einige Jahre eine recht ausgiebige Einschlafbegleitung benötigen (unser Großer z.B. auch). Und irgendwann, wie von Zauberhand, ohne dass man genau sagen kann, was sich verändert hat, schaffen sie es alleine.
Sie schreiben, dass Ihr Sohn auch recht unruhig schläft. Was genau bedeutet das? Wacht er nachts auf und meldet sich? Im Alter Ihres Sohnes ist es nicht untypisch, dass sie nachts recht intensiv träumen und z.T. auch Albträume haben, aus denen sie erschreckt aufwachen. Oder "nestet" er eher rum? Wo schläft er denn? Mit in Ihrem Bett? Im eigenen Bett in Ihrem Zimmer, oder im eigenen Zimmer? Hier können die Bedürfnisse der Kinder recht unterschiedlich sein und sich auch phasenweise verändern. Ich habe eine Freundin, deren Sohn ein "schlechter Schlafer" war, bis sie ihn irgend wann in sein eigenes Zimmer umgezogen haben, wo er dann durchgeschlafen hat. Häufiger ist es allerdings, dass die Kinder ruhiger und entspannter schlafen, wenn sie Körpernähe zu den Eltern haben, oder die Atemgeräusche ihrer Eltern hören. Natürlich muss das dann auch für die Eltern passen.
Toll, dass auch Ihr Mann nun manchmal die Einschlafbegleitung übernimmt! Wie klappt das?
Auch gut, dass Sie zumindest hin und wieder Unterstützung aus der Familie haben. Selbst wenn die Betreuung durch andere die Situation gerade noch eher komplizierter macht. In meinen Augen ist es mittel- und langfristig ein Vorteil wenn Ihr Sohn es kennt, dass z.B. Opa sich um ihn kümmert. So wäre es ja vielleicht auch möglich, dass die Fremdbetreuung nicht nur in einer Notsituation stattfindet, sondern Ihnen auch mal Entlastung im Sinne von Freiraum/Freizeit erlauben kann.
Sie beschreiben ein paar Eigenheiten Ihres Sohnes, die Ihnen zu denken geben. Kinder können mitunter "eigenartige" Vorlieben haben, ohne dass viel mehr dahinter steckt. Kriegen Sie Rückmeldungen zum Verhalten Ihres Sohnes aus dem Kindergarten? Sicher ist es aber auch kein Fehler, da auch beim Kinderarzt nochmal genauer nachzufragen. Zu Schlaf- oder allgemeinen Verhaltensfragen können Sie sich natürlich auch jederzeit an eine Erziehungs- oder Familienberatungsstelle vor Ort wenden.
Soviel mal von mir. Ich hoffe, dass für Sie der ein oder andere hilfreiche Gedanke dabei war und wünsche Ihnen hier weiter einen hilfreichen Autausch.
Viele Grüße
bke-Ina Schweizer
Hallo Christian,
Danke für die ausführliche Antwort. Ja, ich bin erstmals im Forum. Schön, dass es hier die Möglichkeit zum Austausch gibt. Sie hatten geschrieben, dass es interessant wäre zu wissen, wie unser Alltag aussieht. Unsere Woche sieht ungefähr so aus:
Unser Sohn ist morgens ab ca. 7:45 Uhr – 14:00 Uhr im Kindergarten. Mo, Do und Fr hole ich ihn mit dem Rad ab und gestalte den Nachmittag mit ihm. Di und Mi mein Mann. Der jeweils andere arbeitet bis ca. 17:30 Uhr. Die Mittage verbringen wir meist aktiv in der Natur (Wald) oder auf dem Spielplatz (Dorf eher weniger Reize) oder im Garten. Mein Sohn fährt gerne Laufrad oder Roller. Einmal pro Woche machen wir einen Wocheneinkauf ca. 1-2h aber auch an dem Tag gehen wir nochmal raus, zum toben. Im Sommer waren wir auch viel im Freibad oder an Seen in der Nähe. Wasser fasziniert meinen Sohn sehr. Er liebt es im Wasser zu schwimmen. Einmal die Woche gehen wir ins Kinderturnen im Ort. Einmal unter der Woche treffen wir uns mit einer anderen Familie. Unsere Woche ist ziemlich routiniert. Mein Sohn weiß genau, was an jedem Tag passiert. Plötzliche Änderungen kann er gar nicht. Er schreit dann und wütet und wirkt wirklich verzweifelt.
Meist sind wir so ab 17/ 17:30 Uhr wieder zu Hause. Ab da wird dann im Wohnzimmer gespielt, meist so bis 18:30 Uhr. Dann gibt’s das Abendprogramm:
Das sieht im Moment so aus:
18:30 Uhr Badewanne, Kleider aussuchen und rauslegen für nächsten Tag
19:00 Abendessen
19:30 Uhr Aufräumen
19:40 Uhr Gute Nacht Buch
20:00 Uhr ins Bett und „Gute Nachtkuss“
Wobei „Gute Nacht“ bei uns heißt, dass er sich ins Bett legt und einer von uns, ich oder mein Mann, sich daneben legt. Meist braucht er dann 1-2 Stunden zum Einschlafen.
Wenn wir ihn später hinlegen, verkürzt das die Einschlafzeit eher nicht. Mein Eindruck ist, er braucht die Zeit im dunklen Zimmer, um sein Nervensystem „runter zu fahren“.
Im Bett lesen, Hörbuch hören oder dergleichen habe ich ausprobiert, dass verlängert die Einschlafzeit ins Unendliche, daher lasse ich das wieder weg.
Meist wackelt er zur Zeit in den 1-2 Stunden, in denen er im Bett liegt um einzuschlafen, mit einem Bein wie ein „Scheibenwischer“ von einer Seite auf die andere Seite. Wenn ich ihn frage, was er macht, sagt er „Scheiben wischen“. Ich glaube er braucht das als Ritual, um runter zu kommen. Als Baby hat er sowas ähnliches gemacht, da hat er im dunklen Zimmer ca. 1-2 Stunden mit seinem Stoffhasen „jongliert“. Er hat ihn in eine Hand genommen und immer von einer Seite auf die andere Seite geschwungen.
Nachts schläft mein Sohn immer noch eher unruhig. Mein Eindruck ist, er kommt nicht so richtig in tiefe Schlafphasen. Und mein Eindruck ist, je besser sein Schlaf nachts war, desto besser läuft alles am nächsten Tag.
Unterstützung von Verwandtschaft haben wir ab und an. Mein Vater – der Opa meines Sohnes, kommt etwa einmal -zweimal im Monat, wenn es „brennt“ z.B. Kind ist krank. Er hat eine Anfahrt von etwa 3h. Meist macht die Fremdbetreuung die Situation aber eher komplizierter. Bei Fremden macht mein Sohn keinen Mittagsschlaf, dann wird er noch „überdrehter“. Mein Sohn hat eine Menge Vorlieben und ist ziemlich eigen mit Kleidung (darf nicht kratzen, Schuhe müssen ganz bestimmt angezogen werden um nur einige zu nennen, und hier gibt es eine lange Liste). Auch beim Essen ist es für meinen Sohn wichtig, dass ich dabei bin. Er kann z.B. manches nur aus dem Kühlschrank (kalt) essen oder andere Sachen nur warm und manche Dinge kann er nur essen, wenn sie vorher püriert wurden. Das macht die Großeltern oft wütend, ich bin mir aber ziemlich sicher, dass mein Sohn das nicht aus Absicht macht, sondern er wirklich so empfindet, dass er manches nur so essen kann.
Dieses Wochenende hatten wir mal wieder eine Negativ-Spirale. Samstagabends ist er erst um 23:30 Uhr eingeschlafen (abends gleiches Ritual wie immer) und dafür dann um 5 Uhr Sonntagmorgens aufgewacht.
Ich versuche dann auf Ursachenforschung zu gehen, was der Grund sein könnte. So richtig schlau bin ich diesen Samstag nicht geworden, weil wir den ganzen Tag „nur“ zu Hause waren und im Garten. Keine besonderen Reize. Er war draußen an der frischen Luft, hat sich bewegt...
Den ganzen Sonntagmorgen war er total überdreht, ständig am kommentieren, was er tut, völlig in sein Spiel versunken. Er hat keine Pausen gemacht zum Essen und Trinken. Verbal komme ich dann nicht mehr an ihn ran. Er spürt dann nicht, dass er Hunger oder Durst hat. Um 12:00 Uhr habe ich ihn dann gegen seinen Willen in den Kinderwagen gesetzt und bin spazieren gegangen. Er hat laut geschrien und protestiert ist dann aber nach 15 min eingeschlafen. Nach zwei Stunden habe ich ihn gegen 14 Uhr geweckt. Anschließend war er wieder mehr „er“. Ruhiger, konnte auf Ansprache besser reagieren. Nicht so sehr „drüber“.
Sonntagabend haben wir dann das normale Abendprogramm gemacht. 20 Uhr ins Bett „Gute Nacht“. Er ist dann gegen 21:30 Uhr eingeschlafen.
Heute Abend macht jetzt mein Mann meinen Sohn bettfertig und legt sich mit ihm hin. Ihre Idee hat also schon Früchte getragen.
Sie fragten auch, ob mein Kind „Ruhe“ kann. Ruhe im Sinne von, auf der Couch liegen und „nichts tun“?. Dann nein. Mein Sohn ist entweder wach, dann hüpft er direkt aus dem Bett fängt an kognitiv zu arbeiten und ist binnen Sekunden tief in seinem Spiel versunken. Oder er schläft. So richtig „Ruhe“ kann er nicht.
Grundlegend gebe ich mein bestes. Ich sehe zur Zeit immer mehr, dass mein Sohn doch anders als andere gleichaltrige ist. Die U7a beim Kinderarzt war unauffällig aber ich habe mir jetzt vorgenommen nochmals zum Arzt zu gehen und gezielt nach weiteren Ideen zu fragen. Es kann doch nicht sein, dass er so schlecht schläft.
Herzlichen Dank für Ihre Antworten
Viele Grüße
Anouk
Hallo Anouk,
ich weiß jetzt gar nicht, ob Sie erstmals hier im Forum sind.
In jedem Fall:Herzlich willkommen!, sage ich als einer der Mitmachenden hier (mein Name ist bke - Christian) - und Danke für Ihre Frage hinsichtlich Ihres sehr quicklebendigen Sohns - und Ihres Schlafmangels.
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Wissen Sie, was ich nach zweimaligem Lesen zuerst denke?
Wenn, anders, als Sie, Ihr Mann mit viel weniger Schlaf auskommt:
wäre es dann eine Möglichkeit, Sie gingen gegen 21:30h ins Bett und überlassen die Späte Stunde, in der Ihr Sohn wach ist, noch Ihrem Mann und ihm?
Was würde Ihr Mann dazu sagen?
Alternativ hätte Ihr Kind die Möglichkeit, sich mit Ihnen zusammen hinzulegen, vielleicht, wenn das ein ruhiges Ritual wird, gewöhnt er sich doch (mit 3!) daran, auch schon um 21/21:30h zu schlafen, vor allem, wenn Sie es ihm vormachen.
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Ich habe das mit meinen eigenen Kindern geegentlich so praktitziert: ich bineinfach mit ihnen ins Bett gegangen und oft eingeschlafen.
Allerdings konnte ich dann meistens nochmal aufstehen und dann gab es die Zeit zu Zweit, die Sie sich auch wünschen.
Allerdings sind unsere 3 - Jährigen in der Regel doch spätestens um 21h eingeschlafen.
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Sie haben sicher recht, dass Kinder (wie Erwachsene) unterschiedlich viel Schlaf benötigen.
Dennoch dies:
Wie sieht bei Ihnen die Zeit nach der Kita aus? - wie lange ist Ihr Kind da?
Wie geht der Heimweg, was geschieht dann noch?
Ganz gut ist es, wenn doch einige Zeit vor dem Schlafen sollen in einen slow - modus geschaltet wird - also dann eher ruhige Dinge, höchstens ein "Sandmännchen" oder zwei, nicht mehr, und danach Zeit mit Vorlesen oder Spielen verbringen.
Kann Ihr Kind "Ruhe"?
Wie ist die abendliche Atmosphäre im Haus?
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Und: haben Sie, wenigstens ab und zu, eine Entlastung durch Großeltern oder Tanten /Onkels?
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Wie sieht es an den Wochenenden aus - ist Ihr Kind da früher im Bett, weil der Mittagsschlaf wegfällt?
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Also einige Fragen - meine Haupt-Tipps waren:
Aktivierung des weniger schlafbedürftigen Partners
Einübung eines Abendablaufs, der Ihr Kind auf "Schlaf" einstimmt.
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Und jetzt, wie immer: liebe Forums-Eltern: Sie, wie wir Alle kennen dieses Bedürfnis nach Schlaf und Ruhe ... und die Erfahrung, dass unsere Kinder da oft andere Ideen haben ...
... Was sagen Sie Anouk? - Das zu lesen, wäre schön.
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Freundliche Grüße in den Kreis:🙂
bke - Christian